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Beitrag 7 Min. Lesezeit

Wissenschaftsbasierte Ziele sind der Schlüssel zu einem nachhaltigen Geschäft

Im Kampf gegen den Klimawandel setzen viele Unternehmen auf wissenschaftsbasierte Ziele zur Verringerung der Emissionen. Erfahren Sie mehr über diese Bemühungen und die Auswirkungen, die sie auf unseren Planeten haben können.

Von Susan Lahey, Beitragender Verfasser

Zuletzt aktualisiert: 2. Februar 2023

Die Warnungen des Weltklimarates (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) werden immer dringlicher: Die Reduzierung der CO2-Emissionen durch den Menschen reicht nicht aus, um die Erwärmung des Planeten unter der Marke von 1,5 °C zu halten. Wenn wir unsere Anstrengungen zur Reduzierung der Emissionen nicht exponentiell verstärken, könnten sich ganze Regionen in Wüsten verwandeln, Küstenstädte könnten im Wasser versinken, und in der Zukunft könnten Hungersnöte und Epidemien zu einem Problem werden – die Vorhersagen sind erschreckend. Viele Politiker wollen oder können die Rahmenbedingungen nicht ausreichend ändern, um den Planeten zu bewahren. Tausende von großen und kleinen Unternehmen verpflichten sich jedoch freiwillig, ihre Emissionen zu reduzieren, um die von Klimaexperten festgelegten wissenschaftsbasierten Ziele zu erreichen. Das wiederum könnte die wirkungsvollste Veränderung sein, die wir vornehmen können.

Im Jahr 2017 haben sich mehr als 300 Unternehmen verpflichtet, mit der Science Based Targets Initiative (SBTi) zusammenzuarbeiten. Dabei handelt es sich um eine globale Organisation, die Unternehmen dabei unterstützt, unter Berücksichtigung der neuesten Erkenntnisse der Klimawissenschaft ambitionierte Ziele zur Reduzierung von Emissionen zu erreichen. Bis 2020 haben sich mehr als 1000 Unternehmen dieser Initiative angeschlossen. Und im Jahr 2022 haben sich rund 4.000 Unternehmen angeschlossen – darunter auch Zendesk, das sich gegenüber Kunden und Mitarbeitern für Klimaneutralität stark macht. Das ist ein rasanter Fortschritt, aber angesichts von Zehntausenden oder Millionen von Unternehmen, die es auf der Welt gibt, liegt noch ein langer Weg vor uns.

Aktivität, zu denen sich die Unternehmen in Partnerschaft mit SBTi verpflichtet haben, umfassen Folgendes:

  • Reduzierung des Energieverbrauchs

  • Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien

  • Einbindung von Lieferanten zur Verringerung der vorgelagerten Emissionen

  • Prämien für Mitarbeiter, die öffentliche Verkehrsmittel nutzen oder zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen, anstatt mit dem Auto zu fahren

SBTi bietet darüber hinaus Initiativen für verschiedene Sektoren an, wie z. B. Ziele für den Finanzsektor, um Investitionen in fossile Brennstoffe zu reduzieren.

Unternehmen müssen ihre Versprechen halten

Wissenschaftsbasierte Zielvorgaben bekämpfen Greenwashing, eine Praxis, bei der Unternehmen vorgeben, umweltfreundlich zu sein, aber in Wirklichkeit nichts tun, um ihre ihre Anstrengungen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit zu verstärken. Mit SBTi verpflichten sich die Unternehmen zu bestimmten Maßnahmen, deren Umsetzung sie verfolgen und über die sie berichten. Einige Klimawissenschaftler fordern jedoch, dass die SBTi eine unabhängige Überprüfung der vorgelegten Daten verlangt, anstatt darauf zu vertrauen, dass die Unternehmen korrekt berichten.

In der Vergangenheit haben einige Unternehmen von der positiven PR profitiert, die damit verbunden war, dass sie sich öffentlich auf ein Ziel verpflichtet haben. Allerdings konnten sie dieses Ziel dann innerhalb der vorgesehenen Zeit nicht umsetzen. In der Vergangenheit hat SBTi die Namen dieser Unternehmen lediglich aus der Mitgliederliste gestrichen. Kurz vor dem COP27 änderte SBTi die Politik allerdings dahingehend, dass, wenn ein Unternehmen seine Verpflichtung nicht in den vorgegebenen 24 Monaten erfüllt, die gesetzten Ziele als „entfernt“ markiert werden. Die Tatsache, dass das Unternehmen sich auf das Ziel verpflichtet hat, bleibt jedoch auf der Website vermerkt.

Senkung der Scope-1-, 2- und 3-Emissionen

Wozu verpflichten sich Unternehmen also? Die Verpflichtung besteht darin, die Scope-1-, 2- und 3-Emissionen zu verringern. So werden sie im Greenhouse Gas Protocol definiert:

  • Scope-1-Emissionen sind „direkte” Emissionen, verursacht durch den Betrieb eines Unternehmens, wie das Heizen und Kühlen von Gebäuden und den Betrieb von Computern und Servern.
  • Scope-2-Emissionen sind „indirekte” Emissionen, die im Rahmen der Produktion der von einem Unternehmen gekauften Energie entstehen. Wenn Sie von Solaranlagen erzeugten Strom kaufen, wäre Ihre Scope-2-Emission niedriger als wenn Sie von Kohlekraftwerken erzeugten Strom kaufen würden.
  • Scop- 3-Emissionen sind indirekte Emissionen, die in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens entstehen. Diese Emissionen machen über 70 % aller Emissionen aus. Wenn Sie z. B. ein Bekleidungshersteller sind, umfasst dies die Emissionen, die bei der Herstellung der Materialien entstehen, die Sie für die Fertigung Ihrer Kleidung verwenden. Dazu gehören auch die Emissionen, die beim Transport dieser Materialien zur Produktionsstätte und bei ihrer Lagerung entstehen. Auch die Emissionen, die beim Transport des Endprodukts zu den Lagern und Geschäften entstehen, fallen darunter. Selbst die Emissionen, die durch den Verkauf oder die Deponierung der Kleidungsstücke entstehen, werden berücksichtigt.

Glücklicherweise sind Unternehmen nicht auf sich allein gestellt, wenn es darum geht, ihre Scope 3-Emissionen zu reduzieren. Beide, SBTi und das Greenhouse Gas Protocol, bieten Leitlinien für die Bewertung und den Umgang mit Scope 3-Emissionen. Das Greenhouse Gas Protocol verfügt sogar über ein Scope-3-Bewertungstool. Unternehmen, die ihre Scope 3-Emissionen reduzieren möchten, müssen herausfinden, wo der Großteil ihrer Scope 3-Emissionen anfällt und diese Bereiche gezielt angehen. Sie müssen zudem bewerten, wie gut ihre Anbieter, Lieferanten und Partner ihre eigenen Emissionen im Griff haben, und möglicherweise neue Anbieter auswählen, die ihre Scope-3-Emissionen effektiver handhaben.

Zahlreiche Unternehmen werden im Umgang mit ihren Scope-3-Emissionen sehr kreativ und gehen proaktiv vor. So umfassen die Verpflichtungen von Adobe auf der SBTi-Website beispielsweise die Reduzierung der absoluten Scope-1- und Scope-2-Treibhausgasemissionen um 35 Prozent im Zeitraum von 2018 bis 2025, die Reduzierung der Scope-3-Emissionen aus Geschäftsreisen um 30 Prozent im gleichen Zeitraum und die Sicherstellung, dass bis 2025 55 Prozent der Lieferanten von Waren und Dienstleistungen sowie Investitionsgütern wissenschaftsbasierte Ziele haben werden.

Apple hat jüngst angekündigt, bis 2030 das Ziel von Netto-Null-Emissionen zu erreichen und seine Lieferkette durch Maßnahmen wie die Zusammenarbeit mit Lieferanten, die 100 Prozent erneuerbare Energien nutzen, zu dekarbonisieren. Das Unternehmen investierte auch in eigenen Anlagen für erneuerbare Energien.

Das multinationale französische Elektrounternehmen Schneider Electric beschränkt sich nicht nur darauf, mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, die sich zur Reduzierung von Emissionen verpflichtet haben, sondern hat auch 1.300 Unternehmen in seiner Wertschöpfungskette geschult, um sie bei der Senkung von Emissionen zu unterstützen.

Nachdem Volvo zu dem Schluss gekommen war, dass die meisten Emissionen nach der Herstellung der Fahrzeuge entstehen, hat sich das Unternehmen verpflichtet, die Scope 3-Emissionen seiner Fahrzeugmodelle zu reduzieren. Bis 2030 wird Volvo die Scope-3-Emissionen pro Fahrzeug bei LKWs und Bussen um 40 %, sowie die absoluten Emissionen bei Baumaschinen um 30 % senken. Und bis 2034 wird das Unternehmen die absoluten Emissionen beim Volvo Penta um 37,5 % reduzieren.

Organisationen wie SBTi und das Greenhouse Gas Protocol helfen Unternehmen dabei, herauszufinden, woher der Großteil ihrer Emissionen stammt, und die besten Strategien zu deren Reduzierung zu entwickeln.

Die Herausforderung der Remote-Arbeit

Für Unternehmen mit vielen Mitarbeitern, die remote arbeiten, besteht eine weitere Herausforderung darin, die Emissionen zu messen und zu reduzieren, die von den Mitarbeitern bei der Arbeit im Homeoffice verursacht werden. Dieser Prozess steht erst am Anfang, aber einige Unternehmen wagen sich bereits daran. Ein Experte schlägt vor, dass die Emissionen von Mitarbeitern, die im Homeoffice arbeiten, als Scope 4 kategorisiert werden könnten.

Unternehmen müssen kreativ sein, um den enormen Umbruch zu bewältigen, der zur Bekämpfung des Klimawandels erforderlich ist. Andernfalls drohen ernsthafte Konsequenzen.

Arcadia, ein Unternehmen für grüne Energie, arbeitet mit Arbeitgebern zusammen, damit diese grüne Energie als Zusatzleistung für die Arbeit im Homeoffice anbieten können. Zu den Kunden von Arcadia zählen Goldman Sachs und das Biotechnologieunternehmen Biogen. Unternehmen könnten auch in andere Maßnahmen investieren, wie z. B. in die Dämmung der Häuser ihrer Mitarbeiter, in energieeffiziente Geräte, Kompostieranlagen und so weiter.

Dies wäre zwar für viele Mitarbeiter eine attraktive Zusatzleistung, würde aber auch Herausforderungen mit sich bringen. So könnte ein Mitarbeiter, dessen Haus gedämmt wurde, oder der energieeffiziente Geräte erhalten hat, das Unternehmen danach verlassen.

Dennoch müssen die Unternehmen kreativ werden, um den für die Bekämpfung des Klimawandels erforderlichen massiven Umbruch zu bewältigen. Andernfalls könnte dies ernsthafte Folgen haben – wie viele Unternehmen auf der COVID-19 am eigenen Leib erfahren mussten, als diejenigen, die die digitale Transformation aufgeschoben hatten, nach neuen Wegen suchen mussten, um in einer rein digitalen Welt zu bestehen.

Maßnahmen ergreifen

Was den Klimawandel anbelangt, so können wir vorhersagen, was kommen wird. Der IPCC-Bericht zeigt auf, was zu erwarten ist und welche Maßnahmen wir ergreifen müssen, um das schlimmste Szenario zu verhindern. Auch den Unternehmen wird zunehmend bewusst, dass Mitarbeiter, Kunden, Partner und Märkte nachhaltige Unternehmen bevorzugen. Jetzt geht es nur noch darum, der Nachhaltigkeit Priorität einzuräumen. Wissenschaftsbasierte Ziele sind ein guter Anfang – legen Sie Ihr eigenes SBT fest und lassen Sie es dann von der SBTi validieren.

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