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Sechs Dinge, die ein hybrides Arbeitsumfeld erfolgreich machen
Von Peter Lorant, EMEA COO at Zendesk
Zuletzt aktualisiert: 13. April 2022
In den letzten Jahren haben die Pandemie – und zahlreiche Lockdowns – unsere Arbeitsweise erheblich verändert. Auch wenn jetzt viele von uns wieder ins Büro zurückkehren, dürfen die Arbeitgeber das seelische Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter nicht aus den Augen verlieren.
In letzter Zeit war oft die Rede von der „Großen Kündigungswelle“ – also der großen Zahl von Arbeitnehmern, die ihren Arbeitsplatz verlassen oder dies in Erwägung ziehen. Dieser Trend ist darauf zurückzuführen, dass Arbeitnehmer den Sinn ihrer Arbeit und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben neu bewerten. Arbeitgeber müssen nun aktiv werden – und viele haben dies bereits getan.
Wir haben dafür bereits einige gute Beispiele gesehen. Nike hat allen Mitarbeitern unmittelbar vor der Rückkehr ins Büro im August letzten Jahres eine Woche frei gegeben, um sich von den Belastungen während der Zeit der Pandemie zu erholen. LinkedIn und Hootsuite wählten einen ähnlichen Ansatz. Microsoft wiederum gönnte seinen Mitarbeitern fünf zusätzliche Urlaubstage und einen Pandemie-Bonus. Bei Zendesk haben wir zwischen September und Dezember 2021 probeweise die „Recharge Fridays“ eingeführt – einen bezahlten freien Tag pro Monat. Die Teams sollten so die Möglichkeit erhalten, einen für sie angemessenen Ausgleich zu finden.
Unternehmen müssen aber auch langfristige Strategien entwickeln, wenn sie eine engere Beziehung zu ihren Mitarbeitern aufbauen wollen. Die „Recharge Fridays“ zum Beispiel wurden von Mitarbeitern und Führungskräften so gut angenommen, dass wir beschlossen haben, dieses Angebot für das gesamte Jahr 2022 fortzusetzen. Nachfolgend finden Sie einige der weiteren Ansätze, die wir bei Zendesk als hilfreich empfunden haben:
Den Mitarbeitern vertrauen und sie unterstützen
Ein wesentlicher Bestandteil des flexiblen Arbeitsmodells ist die Umstellung auf die Anerkennung von Leistungen, anstatt die bloße Anwesenheit zu honorieren. Dies setzt jedoch voraus, dass die Unternehmen ihren Beschäftigten vertrauen, insbesondere wenn sie ihnen die Flexibilität geben, ihre Arbeitszeiten oder Tage zu Hause zu wählen. Wenn Mitarbeiter dazu übergehen, mehr Zeit im Büro zu verbringen, werden Initiativen die das Wohlbefinden stärken gut angenommen. Alle Mitarbeiter sind unterschiedlich, daher benötigen sie auch unterschiedliche Formen der Unterstützung. Gute Beispiele für hilfreiche betriebliche Maßnahmen sind: Urlaub für das Pflegen von Angehörigen, Hilfsprogramme für Mitarbeiter oder Gesundheits- und Wellness-Schulungen.
Vergessen Sie niemanden!
Arbeit kann – und sollte – inklusiv sein, egal ob die Mitarbeiter im Büro oder zu Hause arbeiten. Hierbei spielen die Prinzipien einer digital geprägten Welt eine wichtige Rolle. Wenn die Kommunikation über Slack, Teams und interne Help Center nahtlos funktioniert, schlägt sie eine Brücke zwischen den Mitarbeitern, egal wo sie sind.
Das betrifft aber nicht nur die Plattformen selbst, sondern auch die Ansätze, die ihrer Nutzung zugrunde liegen. Die Mitarbeiter kehren jetzt in ihre Büros zurück. Sie sollten sichere Räume schaffen, in denen sie Gespräche führen und sich austauschen können. Dazu könnten Mitarbeiter-Communities gehören, wie z. B. „The Village“ und „Whole Self“ – zwei Gruppen, die von Zendesk-Mitarbeitern betrieben werden. („The Village“ richtet sich an Eltern und pflegende Angehörige. Das Augenmerk von „Whole Self“ gilt dem seelischen Wohlbefinden der Mitarbeiter).
Sehen Sie das Büro als Verb, nicht als Substantiv
Im Zeitalter des hybriden Arbeitens ist das Büro meiner Meinung nach nicht mehr nur auf seine Funktion als Raum beschränkt – es ist ein wichtiger Knotenpunkt für die Zusammenarbeit. Ermuntern Sie die Teams, das Büro für Aktivitäten zu nutzen, die diesem Sinn entsprechen, z. B. für gemeinsame Treffen, Brainstorming und Teambuilding, und nicht als Ort, an dem man sich zum Arbeiten an- und abmeldet. Wenn die Mitarbeiter jedoch sowohl im Büro als auch zu Hause arbeiten, müssen sie sich an beiden Orten wohlfühlen. Büroräume sollten so gestaltet werden, dass Teamarbeit möglich ist. Und die Mitarbeiter sollten auch zu Hause über einen ergonomischen Arbeitsbereich verfügen. Einige Unternehmen wie Twitter, Spotify und Zendesk haben entsprechende Initiativen angekurbelt.
Regelmäßige Kommunikation baut Ängste ab
Die Unberechenbarkeit des Covid-Virus macht Änderungen in den Arbeitsabläufen unumgänglich. Die Pandemie wird uns also weiterhin Steine in den Weg legen, die weder die Mitarbeiter noch die Unternehmensführung vorhersehen können. Diejenigen, die Sicherheit in ihrem Arbeitsalltag schätzen, kann das in erheblichem Maße verunsichern. So viel wie nur möglich zu kommunizieren – auch über die bekannten Unbekannten – ist also hilfreich. Eine McKinsey-Studie über die Arbeitsorganisation nach der Pandemie hat ergeben, dass Unternehmen mit einer klareren Kommunikation im Hinblick auf das Wohlbefinden und die Produktivität der Mitarbeiter im Vorteil sind. Wenn Sie klar kommunizieren und Ihren Mitarbeitern aufmerksam zuhören, dann sind Ihre Mitarbeiter auch in schwierigen Zeiten produktiv.
Zu Fragen anregen
Bieten Sie Ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, sich an einem zentral zugänglichen Ort über Fragen und Antworten auszutauschen, z. B. in einem internen Help Center. Auf diese Weise können die Mitarbeiter erkennen, dass sie mit ihren Fragen nicht allein sind und dass sie häufiger auftauchen, als sie denken. Die Mitarbeiter können so die Antworten außerdem selbst finden, und zwar aus einer zuverlässigen zentralen Quelle.
Stellen Sie die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben in den Mittelpunkt
Einige von uns sind Eltern, andere sind pflegende Angehörige, und wieder andere haben neben ihrem Beruf noch andere Aufgaben, die gelegentlich ihre Aufmerksamkeit während des Arbeitstages erfordern. Arbeitsplätze sollten dieser Tatsache Rechnung tragen und ihren Mitarbeitern signalisieren, dass es in Ordnung ist, ein Mensch zu sein und sich ab und zu ablenken zu lassen. Damit die Mitarbeiter ihren anderen Verpflichtungen außerhalb der Arbeit gebührend nachkommen können, müssen sie in der Lage sein, zu einer angemessenen Zeit am Tag von der Arbeit abzuschalten. In Frankreich ist es bereits verboten, E-Mails außerhalb der Arbeitszeit zu verschicken. Diese Praxis kann überall eingeführt werden, ohne dass es dafür Gesetze braucht.
Viele sprechen von der „neuen Normalität“, wenn es um die Rückkehr ins Büro in der Welt nach Covid geht. Tatsache ist: Wir alle müssen anders arbeiten, um in die Nähe dessen zu kommen, was wir als „normal“ bezeichnen. Ein entscheidender Teil des neuen Ansatzes für hybride Arbeit wird die Art und Weise sein, wie Unternehmen sich anpassen, weiterentwickeln und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter unterstützen. Das Thema „Gesundheit und Produktivität“ darf nicht von der Tagesordnung verschwinden.